Durch die Mitte Norwegens mit dem Wohnmobil

von Judith und Thomas


Reiseroute


Zusammenfassung

Reisezeit: Norwegen empfiehlt sich zu vielen Jahreszeiten, der kalte Winter mit der Polarnacht und guten Skifahrgebieten, oder der Sommer, wo es kaum dunkel wird, der ideal für Wanderungen ist. Wir können Juli oder August empfehlen, wenn man möglichst schneefreie Gebiete in den Gebirgen sucht. Im Herbst wiederum wäre die Pilz- und Beerensaison auch eine Reise wert.

Unterkunft: Norwegen ist insgesamt ein teures Land und für ein vernünftiges Doppelzimmer zahlt man leicht 200 EUR, auch Ferienwohnungen sind nicht günstig. Insofern ist Camping eine gute Alternative. Auch wenn das sogenannte Jedermannsrecht das Campen überall zu erlauben scheint, sollte man allein aus Rücksicht auf die Mitwelt dies nicht übertreiben. Zum einen gibt es vor allem im Fjordland wenig Parkmöglichkeiten, die nicht privat sind, zum anderen ist bei einigen Parkplätzen an touristischen Straßen das Wild Campen sogar untersagt. Das ist aus unserer Sicht nachvollziehbar, bei dem Andrang an Wohnmobilen gerade zur Sommerzeit, die sonst die schönsten Plätze zuparken würden. Campingplätze in schönen Lagen gibt es wirklich reichlich und meistens kosten sie ca. 20-25 EUR pro Tag. Wir haben deshalb öfters auch Campingplätze gewählt und nur ab und zu wild gecampt, wenn sich dies für unsere Wanderungen anbot.

Essen: Die Norwegische Küche lebt von frischen, regionalen Produkten mit Schwerpunkt auf Fischprodukten, natürlich Lachs, aber auch Nordmeerkrabben oder bspw. Königskrabben sind empfehlenswert. Man sollte definitiv einmal Rentier- und Elchfleisch probieren, für Wildliebhaber ein Muss. Moltebeeren und auch normale Preiselbeeren sollten nicht fehlen. Aber auch die einfache Küche mit Fischburgern oder Fleischklößchen ist nicht zu verachten.

Für den Outdoorfan sollte noch erwähnt werden, dass das Wasser aus Bächen und Flüssen sehr gut schmeckt und bedenkenlos trinkbar ist.

Wanderungen: Norwegen ist ein typisches Wanderland und keiner erscheint uns so fit diesbezüglich zu sein, wie die Norweger selbst. Wir begegneten zahlreichen sportlichen Wandergruppen, vorrangig Frauen, manchmal sogar alleine wandernd. Es gibt Wanderungen aller Schwierigkeitsgrade, auch anspruchsvolle Mehrtagestrekkingtouren. Wir planten unsere Touren in der Regel auf Grundlage der Rother Wanderführer.

Natur: Am meisten beeindruckt die Vielfältigkeit der Natur in Norwegen, von den maritimen Fjordgegenden, über Hochgebirge bis hin zu Gletschern. Riesige Wasserfälle und unglaublich hohe Abhänge übertrumpfen manches Alpenpanorama. Die Tundra und Teigalandschaft mit der Vielzahl an Pflanzen, Vögeln und Insekten laden zum Entdecken ein.

Insgesamt ist Norwegen aus unserer Sicht ein Land aus Wasser, Licht und großen Dimensionen.

 


1. Tag: Ankunft in Norwegen und Fahrt nach Hjerkinn Hagerster Campingplatz


Am Freitag hatte Judith um 14 Uhr Büroschluss gemacht, damit wir rechtzeitig los konnten, um noch die Fähre von Hirtshals nach Larvik zu erreichen. Zunächst machten uns die unzähligen Staumeldungen Sorgen, aber wir hatten Glück. Die großen Staus auf der A7 waren nur auf der Gegenfahrbahn, dort gab es sogar eine Sperrung. So erreichten wir Hirtshals schon um 20:30 Uhr und konnten uns auch noch die Zeit für eine kleine Pause mit den von Thomas geschmierten Brötchen auf einem Rastplatz nehmen. Es ist ein Klassiker, den wohl jeder kennt. Man glaubt immer, man muss rechtzeitig genug vor Abfahrt der Fähre da sein, dann ist man natürlich zu rechtzeitig da, steht in langen Reihen auf den großen Warteflächen am Hafen. Wir beobachteten die Ankunft der Fähre aus Larvik und waren erstaunt, wie viele unzählige Autos und Lastwagen in eine solche Fähre hineinpassen. Wir hatten mit unserem Amundsen Westfalia als Wohnmobil die Ehre im unteren Deck bei den Lastwagen zu parken. Zwar schifften wir etwas später ein, aber konnten dann als einer der ersten hinausfahren.
Die Überfahrt dauert von 22:15 bis 2:00 nachts. Wir hatten uns gegen Liegesessel entschieden, die mehr kosten würden. Wir sind uns aber nicht so sicher, ob wir dies beim nächsten Mal nicht doch tun würden, denn zu dieser nächtlichen Stunde hatten wir ziemliche Probleme, die Zeit zu überstehen. Ich kringelte mich schließlich, wie viele andere Reisende auch, auf der Sitzbank zusammen, um etwas Schlaf zu finden. Thomas beschäftigte sich mit Lesen und futterte noch ein paar Pommes Frites und trank Kaffee, um munter zu bleiben.
Schließlich in Norwegen angekommen, suchten wir uns so nach ca. 50 km Fahrt dann einen Schlafplatz an einer Straße, die nachts zwar noch ruhig war, dann aber zum Morgen hin belebter wurde. 
Selten waren wir froher, uns in unsere Amundsen Schlafkoje hinein zu kuscheln.
Am nächsten Morgen fuhren wir zunächst zu einer Toilette, um danach Brötchen und Kaffee zu kaufen und erstmal zu frühstücken.
Anschließend ging es durch wunderschöne Landschaften die endlosen Landstraßen entlang Richtung Lillehammer und weiter nach Dombås. Die Strecke zieht sich, da man meistens nur 60-80 km/h fahren kann und laut Thomas Urteil, die Norweger so verrückt sind und meistens auch noch 5-20 km/h weniger schnell fahren als erlaubt ist. Ich versuchte noch etwas zu schlafen, Thomas schimpfte über die Autofahrer Norwegens. Eine schöne Mittagspause machten wir kurz vor Lillehammer an einem Parkplatz am See. Dort kauften wir auch super aromatische Norwegische Erdbeeren, die wirklich so traumhaft schmeckten, wie mir meine Kollegin schon vorab erzählt hatte.

Schließlich erreichten wir Dombås, konnten dort aber leider nicht das Nationalparkcenter besichtigen, da dies geschlossen hatte. Nun ging es hinauf auf das Fjell, das uns mit seiner Landschaft sofort beeindruckte und mit einem Elch, der am Straßenrand stand, begrüßte. Es war ein großes Tier, das uns erst anguckte, dann aber schnell verschwand, so dass Thomas kaum ein Foto machen konnte. Am Bahnhof Hjerkinn angekommen, wollten wir eigentlich die Tickets für den morgigen Tag kaufen, aber dort gibt es weder einen Automaten, noch einen Schalter. Wir fragten einen sehr freundlichen Norwegischen Wanderer, der uns erklärte, dass wir besser die Tickets über die App bestellen, da ansonsten nicht einmal der Zug morgen halten würde. Wir waren froh die Information zu bekommen und auch die Registrierung der App mit Kreditkartenzahlung klappte (nachdem wir bei einem Eingabefeld der PLZ, das nur norwegische PLZs akzeptierte, einfach die von Hjerkinn eingaben).
Zum späten Nachmittag steuerten wir dann den Hageseter Campingplatz an, der am Ende unserer geplanten Rondanewanderung liegt. Wir hatten uns für einen Platz entschieden, weil wir noch vor der 4 Tagestour einmal ordentlich duschen wollten. Wir bekamen einen schönen Platz direkt an einem kleinen Fluss und nachdem es kräftig geregnet hatte, riss dann doch noch einmal die Wolkendecke auf und die Sonne kam hervor. Ein kurzer Weg in das Fjell erfüllte uns mit Vorfreude auf die nächsten Tage. 
Zum Abend probierten wir dann zum ersten Mal unseren Gasgrill aus, es gab Schinkenwürstchen und Kartoffelsalat.


2. Tag: Start Rondanewanderung - erste Etappe


Nach einer geruhsamen Nacht im Amundsen aßen wir noch gemütlich Frühstück und fuhren zum Bahnhof Hjerkinn. Das Wetter war wechselhaft, noch schien öfters die Sonne, aber so sollte es nicht bleiben. Der Zug fuhr um 10:35 Uhr und kam um 11:30 Uhr in Otta an. Die Wanderung sollte am Parkplatz Spagnet starten und es stellte sich die Frage, wie man am besten dort hinkommt. Der Bus fährt erst am Nachmittag, übrig blieben die Alternativen Trampen (nicht so unser Ding) oder Taxi, denn 15 km steil eine Straße den Berg hinaus war nicht unsere Präferenz. Wir liefen durch Otta und fanden glücklicherweise ein Taxi bei einer Tankstelle und der Fahrpreis mit 500 NOK war in Ordnung. Nun konnte es losgehen.
Wir beschlossen, am Parkplatz in Spagnet Fahrräder in Richtung der ersten Hütte zu leihen, um die Laufstrecke etwas abzukürzen. Dies kostet 100 NOK pro Rad. Was zumindest Judith nicht bedachte ist, dass mit 14 kg Rucksack auf dem Rücken Radfahren nicht so einfach ist. Der erste Versuch klappte nicht, weil der Sattel zu hoch war und Judith stieß sich beim Absteigen empfindlich ihr Steißbein. Die nächste Herausforderung war ein flacher Hügel, der dann Judith's Kondition sehr forderte. Insofern wäre auch zu Fuß gehen durchaus eine Alternative gewesen. 
Inzwischen zogen immer mehr Wolken auf und ein leichtes Gewitter braute sich zusammen. Es fing sogar leicht an zu hageln und wir waren froh, in der Hütte anzukommen und einen heißen Kaffee mit einer Waffel zu genießen - eine unsere zukünftigen Lieblingsspeisen, wie sich noch herausstellen sollte. Aufgrund des unwirtlichen Wetters mit Gewitter in den Berglagen entschieden wir uns, einen Teil der Strecke mit dem Boot zurückzulegen (120 NOK pro Person). Dieses fährt um 16:00 Uhr und ersparte uns die Überquerung eines im Nebel liegenden Bergrückens, auf dem das Gewitter drohte. Morgen sollte es aber besser werden.
Als das Boot am anderen Ufer anlegte (Wanderer aus der anderen Richtung können dieses dann auch gut für die Rückfahrt benutzen), hatte der Regen nachgelassen.
Wir beschlossen, etwas weiter als geplant nach einem Zeltplatz zu suchen, um am nächsten Tag weniger Kilometer laufen zu müssen. Eine weise Entscheidung, wie wir am nächsten Tag feststellen sollten. Wir hatten einen ruhigen, moosigen Zeltplatz in einer leichten Bodensenke gefunden und kochten dann abends aus unseren gefriergetrockneten Zutaten Züricher Geschnetzeltes. Um 22 Uhr kletterten wir müde ins Zelt und schliefen bis 7 Uhr, als uns die Wärme Sonne weckte.


3. Tag: Rondanewanderung - zweite Etappe


An diesem Tag hatten wir mit dem Wetter Glück. Sonne und Wolken wechselten sich ab und nur am frühen Abend regnete es ganz kurz. Zunächst ging es über die steinige Hochebene, die Rucksäcke waren schwer und die Kilometer zogen sich dahin. Wir machten eine kleine Müsliriegelpause an einem sonnigen Hang. Einige Vögel protestierten zwitschernd, vermutlich ihr Nest verteidigend. Es ging weiter und vor uns lag ein schönes Tal, das Dorålen, in dem sich grün schimmernd ein Fluss entlang schlängelte. Bevor wir die Hütte Dorålseter erreichten, müssten wir noch einen breiteren Fluss queren. Die ersten Meter klappten noch einigermaßen, von Stein zu Stein balancierend. Dann tauchte erst Thomas den einen Fuß und Judith sogar beide Füße ins Wasser, um das andere Ufer sicher zu erreichen. Judith wechselte ihre Socken und es ging weiter. In der Nähe der Hütte machten wir Mittagspause und aßen Brot, Salami, Käse sowie eine Tütentomatensuppe, die wir uns auf dem Spirituskocher kochten. Anschließend ging es hinauf zur Scharte und wir - insbesondere Judith - schnauften bei jedem Meter, denn 14 bzw. 20 kg Rucksackgewicht merkt man sehr. Anfangs ging es noch idyllisch entlang eines Baches, dann begann das Geröll. Große Gesteinsbrocken lagen wie von einem Riesen zertrümmert überall und wir kletterten von Stein zu Stein. Teilweise ging es über alte Schneefelder und die Scharte nahm kein Ende. Nun waren wir so froh, dass wir am Morgen ein paar Kilometer eingespart hatten. Endlich, so gegen halb Acht erreichten wir den Fluss und ein liebliches Tal, wo wir dann zelteten. Es gab zwar ein paar Mücken, aber wir schmierten uns ein und blieben so von Stichen verschont. Dieses Mal kochten wir Chili con carne und fielen wieder müde auf die Matratzen.


4. Tag: Rondanewanderung - dritte Etappe


Als wir dieses Mal Aufständen, es war ca. halb Sieben, fühlten wir uns so zerschlagen und kaputt wie nie zuvor. Und vor uns lag ein langer Tag mit geplanten 15 km, 720 Metern hoch und 420 Metern hinab. Uns beiden war klar, dass wir wohl dieses Ziel nicht erreichen würden und wohl nur ca. 12-13 km laufen sollten. Mit so schwerem Gepäck sollte man nicht zu ambitioniert sein, war unsere Erkenntnis. Ein Pfad ging wieder steil den Berg hinauf bis wir eine schöne Hochebene erreichten. 

Auf dem Weg lag öfters Elch- und Rentierkot, doch leider sahen wir keines. Besonders der Elchkot, der aus runden Kugeln besteht, ist wirklich lustig. In der Ferne lag die Grimdalshytta, die einfach nicht näher zu rücken schien. Unsere diesmalige Mittagsrast wurde durch einen kräftigen Regenschauer gestört und zum ersten Mal benutzten wir den Outdoorschirm. Diesmal kochten wir eine leckere Kartoffelsuppe. Der Regen hörte auf, die Sonne kam heraus und wärmte uns auf. Das war nach dem feuchtkalten Vormittag sehr angenehm bis wir dann ins Schwitzen kamen. Um 16 Uhr erreichten wir endlich die Hytta, wo es die besten Waffeln unseres Lebens gab. Innen saftig, außen kross und dazu saure Sahne und Erdbeermarmelade. Derweil regnete es wieder. Judith schrieb das Wanderbuch und dachte darüber nach, wie man sich wohl im Alter fühlt, wenn man kaum mehr gehen und sich nur schwer bewegen kann. Wohl ähnlich wie nach solchen Wandertagen. Aber der Kaffee und die leckeren Waffeln bewirkten Wunder, erster wohl eher. Nach der Pause fühlten wir uns so fit wie den ganzen Tag bislang nicht und es ging wieder den Berg hoch. Leider regnete es inzwischen immer heftiger und wir durchnässten allmählich. Ein verrückter Mountainbiker sauste mit dem Rad über der Schulter an uns vorbei, um kurz danach im strömenden Regen den engen Pfad wieder hinunter zu fahren. Judith betete, dass der Regen bloß aufhören sollte, denn so lässt sich ein Zelt nur sehr schlecht aufstellen. Und sie wurde erhört. 

Bild: Unser Zeltplatz in Norwegen
Ein herrlicher Zeltplatz und der Regen hat aufgehört

Auf der ersten größeren Anhöhe konnten wir schließlich in der Nähe eines Baches im weichen Moos und Flechten unser Zelt aufschlagen. Die Sonne blitzte noch kurz hervor, Thomas hielt erfolglos nach Rentieren Ausschau, fand aber nur ein altes Geweih. Wir kochten uns Spaghetti Bolognese und fielen abermals müde auf unsere Matratzen.


5. Tag: Rondanewanderung - letzte Etappe


Wenngleich wir eingekuschelt in unsere Schlafsäcke recht gut schliefen, erwachte Thomas leider mit Halsschmerzen. Diese wurden vorsorglich Wick Daymed bekämpft. Nach einem kleinen Frühstück (diesmal nur Müsli, denn der Baby-Schokobrei war alle), ging es kurz nach Acht los. Wir waren froh, dass es nicht mehr regnete, aber es war sehr kalt und der Wind blies ungemütlich. Diese letzte Etappe führt über eine schöne Hochebene bis ins Tal hinein nach Hagester und ist weniger anstrengend. Wir machten eine kurze Rast mit Müsliriegeln - wir können die nahrhaften Seitenbacher Riegel sehr empfehlen. Als wir weiter liefen, bimmelte es plötzlich hinter uns und eine kleine Schafherde schien uns zu verfolgen. Vermutlich durch unseren drei Tage ungewaschenen Geruch inspiriert. Es stellt sich aber heraus, dass wir ihr nur im Wege waren, als sie uns überholten. Auch Tiere benutzen gerne die Wanderpfade. Bei der Mittagsrast gab es den Rest des Brotes und Käses sowie Müsliriegel. Endlich sahen wir in der Ferne den Hageseter Campingplatz liegen und beeilten uns auf den letzten Metern. Hier gab es nun wieder Waffeln und Kaffee und wir mieteten einen Platz für eine weitere Nacht. Thomas war dann so lieb und lief die restlichen 3,5 km zum Bahnhof Hjerkinn, wo ja unser Amundsen stand, während Judith mit den Rucksäcken in der Gaststube wartete. Und diese Zeilen schrieb.
Den Rest des Tages verbrachten wir mit nützlichen Dingen, wie erst uns gründlich duschen, dann Wäsche waschen und trocknen. Als Abendessen gönnten wir uns große leckere Rindersteaks mit Pommes Frites und Salat und genossen die Wärme im Wohnmobil beim Bilder aufbereiten und Tagebuch in elektronische Form überführen.


6. Tag: Røros


Nach einem ausgiebigen Frühstück mit aufgebackenen Brötchen (im Omnia Backofen, der auf dem Gasherd steht), ging es los Richtung Røros. Die Landstraßen in Norwegen sind schön breit und es lässt sich mit Tempomat gemütlich bei 80 km/h fahren. Noch war es bewölkt und relativ frisch bei 13 Grad, aber im Laufe des Tages wurde es noch wärmer und sonniger. Und das in einer der kältesten Städte der Welt, Røros. Der Ort ist aufgrund des Kupferbergbaus entstanden, der hier über 300 Jahre bis 1977 stattfand. Wir parkten auf einem Parkplatz etwas außerhalb, der leider trotz Ausweis als Wohnmobilstellplatz gemäß Stellplatzführer nachts das Parken für Wohnmobile verbat. Deshalb planten wir um und entschlossen uns noch am gleichen Abend weiter zu fahren und frei zu stehen. 
Røros ist definitiv sehenswert und auch die Anfahrt von 150 km von Hjerkinn aus hat sich gelohnt. Wir bummelten zunächst durch die Kjerkgata, in der ein hübsches Holzhäuschen sich an das andere reiht, mit kleinen Geschäften und Cafés. In der Kaffestuggu aßen wir ein sehr leckeres Smørrebrød mit warmer Leberpastete, Salat und Preißelbeersoße. Wir reservierten einen Tisch für ein 6-Gänge Menue im Vertshuset Røros, dass eine Küche mit Auszeichnung bietet. 
Da wir ja fast nur im Amundsen übernachten und deshalb keine Hotelkosten haben, hatten wir uns entschieden, beim Essen nicht zu sparen. 
Anschließend besichtigten wir die sehr schöne Kirche von Røros, wofür wir eine deutsche Beschreibung bekamen und so beispielsweise erfuhren, dass damals eine strenge Sitzordnung herrschte. Links die Frauen, rechts die Männer und auf der Galerie das einfache Volk, ganz hinten Ausgestoßene und Kriminelle. Die Galerie war deshalb auch über separate Treppen erreichbar. 
Wir schlenderten durch weitere malerische Gassen mit Holzhäusern. Insbesondere die ganz alten Häuser mit den begrasten Dächern haben es uns sehr angetan. Sehr sehenswert ist natürlich auch der Sleggveien mit ganz kleinen alten Bergmannshäusern, wovon ein paar auch von innen zu besichtigen sind.
Dann besuchten wir das Røros Museum in der Schmelzhütte, bei dem man durch einen Audioguide wunderbar auf Deutsch durch die Geschichte des regionalen Bergbaues geführt wird. 
Wir kauften noch die berühmte gelbe Rørosbutter, frischen Käse, ein Brot und Kuchenstücke, die wir im Amundsen mit einer Tasse Kaffee verzehrten, ungeduldig auf unseren heutigen Gourmetabend wartend. Derweil planten wir eine Wanderung für den folgenden Tag, da der halbe Tag Røros aus unserer Sicht für die Besichtigung ausreichend war. Ziel soll der Nationalpark Forollhogna sein, eine Hochebene, wo es auch eine große Herde Rentiere geben soll.

Das Essen im Vertshuset Røros war wie erhofft ein Traum gehobener Küche. Thomas wagte es zu behaupten, dass dieses Restaurant auf Top 3 unserer Favoritenliste stehen würde.

 

Anbei die Menuefolge:
1. Niedrigtemperierter Lachs (20 Minuten bei 45 Grad) mit Zitronenmayonnaise  

    und Salaten
2. Jakobsmuschel auf Blumenkohlpüree (das mit schwarzem Knoblauch

    aromatisiert war - ein Gedicht!), dazu Zwiebelconsomme und kleine Stücke  

    blanchierter Blumenkohl
3. Wachtelbrust und -keule mit Jerusalem Artichocke
4. Gekochtes Kalb aus der Rørosregion mit Rotweinsauce, Kohl, Karotten und

    Karottenpüree
5. Käse aus der Region (Camembert und Blauschimmelkäse) auf dünnem Brot

    mit Feigenstücken
6. Süppchen aus ganz leichter Joghurtvanille mit Erdbeersorbet, frischen

    Norwegischen Erdbeeren, Blaubeeren, Zitrone und Crumble

 

Zum Abschluss tranken wir noch Kaffee. Das Menue kostete 795 NOK, so dass wir zusammen knapp 2000 NOK ausgaben, ein durchaus akzeptabler Preis. 
Schließlich fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer morgigen Wanderung. Wir querten eine Mautschranke, die aus einem kleinem überdachten Bereich bestand, bei der man einen Zettel mit persönlichen Angaben ausfüllte inkl. Fahrzeugkennzeichen und dann das Geld in einen Umschlag steckte und diese in eine Box. Auch eine Variante. Dann ging es noch eine endlose Schotterpiste in dem schönen Tal hinauf bis wir auf einem kleinen Parkplatz landeten mit traumhaften Blick auf die Hochebene des Nationalparkes. So kann ein schöner Urlaubstags zu Ende gehen mit Vorfreude auf den morgigen Tag.


7. Tag: Forollhogna Wanderung


Nun sitzen wir glücklich in unserem Amundsen, nachdem Judith ein Rentiergeschnetzeltes mit Kartoffelklößen und Preißelbeeren zubereitet hat und wir dieses mit gutem Appetit vertilgt haben.
Diesmal stehen wir auf einem Parkplatz (auf dem Campen nicht verboten ist) am Ausgangspunkt für unsere morgige Zweitageswanderung durch das Dovrefjell. Man sieht, wir haben von Rondane gelernt und gehen das Ganze etwas bescheidener an. Hoffentlich macht das Wetter halbwegs mit, für morgen sind nämlich Gewitter und Regenfälle angekündigt und am Horizont braut sich eine dunkle Front zusammen.
Nach einer geruhsamen Nacht am Rande des Nationalparkes Forollhogna ging es heute in der Frühe um kurz nach 8 Uhr Richtung Berg. Während der Wanderung den Berg immer im Blick, mussten wir an den Herrn der Ringe denken und den Schicksalsberg Mordor. Der Weg verlief sacht ansteigend durch eine zunächst wunderschöne grüne Landschaft. Kleine Birken standen am Rand, ein Bach schlängelte sich durch das Grün. 
Allmählich ging die Landschaft wieder in die moosbewachsene Fjellnatur über, die von unzähligen kleinen Blumen übersäht war. Nun lag der Berg vor uns und der Anstieg begann. Wir gingen zunächst den linken Weg und überquerten ein Schneefeld. Es ging steil hinauf und Judith seufzte. Nachdem die erste Anhöhe erklommen war, lag der eigentliche Gipfel vor uns und nochmals weitere 100 Höhenmeter standen an. Oben endlich angekommen, genossen wir eine grandiose Sicht auf die Höhenlandschaft des Naturparks. Leider sahen wir auch hier keine wilden Rentiere, obwohl doch dieses Gebiet mit einer großen Herde angepriesen war. Hinunter wählten wir den Weg auf der Südseite, der schlechter sichtbar war, aber durch die schöne Heidelandschaft führte, wo wir dann auch uns zum Vesper niederließen. Auf unserem Rückweg schien die Sonne wärmer und wir genossen das schöne Wetter. Anschließend fuhren wir wieder zurück zum Dovrefjell, kauften unterwegs in Tynset ein und aßen noch ein Røroseis auf einem Rastplatz.


8. Tag - Erste Etappe Dovrefjell


Wir starteten in Grønbakken und parkten auf dem gegenüberliegenden Parkplatz. Am Abend zuvor hatten wir erkundet, wie man den Fluss und dann die Bahngleise überquert. Für die letzteren ist ein Tunnel vorhanden, bei der Brücke über den Fluss störte uns zunächst die Schranke mit großem Hinweis Privat. Es gibt jedoch keinen anderen Weg, also einfach die Schranke öffnen, das ist der richtige Weg. Das Haus in Grønbakken dahinter ist nicht bewohnt und wir vermuten, dass man solche Schranken einrichten muss, weil sich sonst - wie leider zu oft an den schönen Straßen Norwegens, dort einfach freche Camper mit ihrem Wagen hinfahren. Nach einigen Tagen können wir bestätigen, dass man es mit dem Freistehen nicht übertreiben sollte, weil sonst wirklich die schönsten Plätze und Aussichten zuhauf mit Wohnmobilen und -wagen übersäht sind.
Zunächst ging es durch eine schöne heideähnliche Landschaft den geschwungenen Weg ins Tal hinein, immer leicht ansteigend. Bald hatten wir den Fluß Stopla erreicht, wir überquerten jedoch die Brücke nicht, dies würden wir erst bei unserem Rückweg tun. Es hatte zwar die ganze Nacht geregnet, aber erfreulicherweise war es nun trocken, wenngleich bewölkt. Thomas erspähte in der Ferne im Hangbereich eines vor uns liegenden Berges, kleine braune Punkte, die sich bewegten. Unsere ersten Moschusochsen! Und es sollten noch viele mehr werden. Es ging weiter hinein ins ansteigende Tal, rechts von uns die kräftig fließende Stropla. Nun fing es leider doch an zu regnen und wir zogen unsere Regenkleidung an. Auf einer weiteren Anhöhe sahen wir wieder Moschusochsen, eine Herde von 5 stattlichen Tieren, die sich auf unserem Weg befanden, zunächst nur grasend, dann ließen sie sich nieder. Wir machten eine kurze Mittagspause und erfreuten uns an ihrem Anblick. Da sie immer noch auf dem Weg waren, liefen wir in einem großen Bogen um sie herum, denn man sollte schon genügend Abstand halten. Im Grunde sind die Moschusochsen sehr friedliebend, können sich aber zur Wehr setzen, wenn sie sich gestört fühlen. Ein schöner Spruch auf einem Schild am Wandergebiet verdeutlicht dies: "Wenn ein Unfall mit einem Moschusochsen passiert, sind immer Sie selbst Schuld."
Es ging weiter durch das Tal, ein kalter Wind blies uns ins Gesicht. Wir machten eine geruhsamen Pause in einer windgeschützten Ecke, legten uns auf das Moos und freuten uns, dass es nun wieder trocken war. Als wir weiterliefen, diesmal in der Nähe des Flusses, holte uns eine nette Wandergruppe von 2 Norwegischen Paaren ein. Wir plauderten kurz und stellten wieder einmal fest, wie freundlich und auch redselig die Norweger sind. Auf einer Anhöhe sahen wir nun eine weitere Moschusochsenfamilie, denn diese hatte sogar zwei kleine Junge dabei, die total süß hinter ihrer Mutter her hoppelten. Weiter Richtung der Selbstversorgerhütte Reinheim, kamen wir quasi vom Weg ab. Wir versuchten der Komoot-Planung unseres Wanderprogrammes zu folgen, der vermutliche neue, korrekte Weg geht jedoch mehr links nocheinmal hinauf in den Berg. Bei dem vergeblichen Versuch den alten Weg zu orten, kletterten wir nun querfeldein über die üblichen Steinblöcke, stapften durch sumpfige und moorige Wiesen und kamen so ziemlich erledigt bei der Hütte an. Eigentlich hatten wir dort nur kochen wollen, der Hüttenwirt informierte uns aber, dass nach 18 Uhr das volle Entgelt gilt, auch wenn man dort nicht schläft.
Da uns dies missfiel, zogen wir weiter und setzten uns in den Windschatten eines großen Steinblockes. Dort kochte Thomas asiatische Nudeln mit getrocknetem Hühnchenfleisch und einer Asia-Tütenmischung. Geschmacklich war dies ganz gut, aber es war kalt, es zog und Judith war deshalb recht grantig. Es gibt so Momente im Leben, da fragt man sich, wie man bloß diese unangenehme Situation beenden kann, und findet keine Lösung. Hinzu kam, dass wir nun ja noch einen Zeltplatz suchen mussten und in dieser hochgebirglichen Umgebung es nur Steine, Steine, Blöcke, Wasser, Sumpf gab und dann auch noch dieser kalte Wind blies. Endlich, nach zwei weiteren Kilometern (wir waren an diesem Tag stattliche 19,5 km gelaufen, 490 m Höhenmeter bergauf, fanden wir letztendlich in der Nähe eines Sees eine halbwegs gerade, trockene und nicht so windige Ecke, wo wir unser Zelt aufschlugen.


In den warmen Schlafsäcken liegend, fühlte sich dann Judith doch nicht so erschöpft, wie sie es sich eigentlich gedacht hatte und aß noch genussvoll einen Duplo. Nun regnete es inzwischen wieder und wir beide waren froh, im Zelt zu sein.

Bild: Landschaft in Norwegen

9. Tag - zweite Etappe Dovrefjell


Wir hatten relativ erholsam im Zelt geschlafen, nur das Aufstehen fiel wie immer besonders schwer. Man fühlt sich immer etwas zerschlagen und ganz wackelig auf den Beinen. Wir machten diesmal unser Frühstück im Zelt, da es wolkenverhangen und recht kalt war. Recht zügig kamen wir diesmal voran, was unter anderem natürlich auch daran lag, dass es nun bergab ging. Wir liefen an einem weiteren See vorbei, an dem auch eine unbewohnte Hütte lag. Es gibt davon einige in der Bergen und wir fragen uns immer, ob dies wohl Ferienhütten, Versorgerhütten oder Hütten welchen Zweckes auch immer sind. Im Laufe des Vormittages wurde das Wetter immer schöner und die Sonne kam immer häufiger hinter dem Wolken hervor. Wir querten eine bewachsene Fläche in Flussnähe, als Thomas plötzlich in 50 Metern vor sich einen stattlichen Moschusochsen sah. Thomas wurde durch ein Schnauben auf ihn aufmerksam, typischerweise ein Warnsignal. Die beiden sahen sich an, Thomas ganz ruhig, nur ein paar Fotos machend, der Ochse dann auch friedlich und er ging grasend seines Weges. So nah hatten wir sie wirklich nicht erwartet, diesen Tieren über den Weg zu laufen, ein unglaublich überwältigendes Erlebnis. Im weiteren Verlauf des Weges sahen wir in ähnlicher Nähe noch einen anderen Moschusochsen grasend am Fluss stehen und in den Berghängen ein paar Familien mit mehreren Tieren. Mit so viel Tieren hatten wir in kleinster Weise gerechnet. 
Die Landschaft wurde nun wieder lieblicher, Glockenheiden, Kriechwacholder und Blumen säumten den Weg. Wir suchten uns eine geschützte Mulde und machten eine ausgiebige Mittagspause. Diesmal kochten wir uns eine Kürbissuppe, dazu gab es wieder Brot, Käse und Salami. Die Sonne schien und wir streckten uns im Gras lang aus und dösten etwas. Es war so herrlich geruhsam, dass wir kaum weiterlaufen mochten. Die letzten 6 km nach der Pause gingen dann recht schnell vorbei. Die Sonne schien, der Weg war leicht zu gehen, ein vollkommener Kontrast zum Abend zuvor. 


Um kurz nach 15 Uhr waren wir dann wieder beim Auto, packten unsere Sachen aus und machten uns auf dem Weg Richtung Westküste. Da wir so früh losgekommen waren, entschieden wir uns spontan, für den morgigen Tag Kristiansund einzuplanen. Dieses hatten wir auf unserer Hurtigrutenfahrt bei unserer Hochzeitsreise nicht besichtigt, da wir es bei Nacht angelaufen hatten. Wir fuhren zu einem Campingplatz, dem Atlanten Turistsenter. Leider waren wir durch den Hageseter Platz verwöhnt und können diesen nicht so sehr empfehlen, da er ziemlich alte Sanitäranlagen hat.
Wir aßen Würstchen und Kartoffelsalat und ließen den Abend mit Bilder bearbeiten und Tagebuchschreiben ausklingen.



10. Tag - Kristiansand u. Farstadt Strand


Nach gutem Frühstück mit Brötchen aus unserem Ofen, haben wir auf dem Campingplatz erst einmal unseren Amundsen startklar gemacht. Das heißt: Brauchwassertank geleert, Chemietoilette entsorgt und Frischwassertank gefüllt. 
Dann parkten wir in Kristiansund auf einem größeren Parkplatz in der Nähe des sehr guten Fiskerestaurants Smia, wo wir dann auch zu Mittag Stockfisch aßen. 
Kristiansund ist leider im zweiten Weltkrieg ausgebombt worden, so dass das Stadtbild nicht so attraktiv ist. Dennoch liegt der Ort verteilt auf drei Inseln, bzw. vier Stadtteilen sehr malerisch am Atlantik. Eine öffentliche Bootsverbindung, die im 20 Minuten Takt fährt, verbindet die Inseln. Wir liefen deshalb entsprechend einer Stadtführungsvorlage (wir hatten hierzu einen großen Plan am Campingplatz mitgenommen). Zunächst ging es zum Hafen und wir nahmen das Boot "Sundbåten" zur Insel Innlandet. Dort ging es auf den Aussichtspunkt mit Denkmal Bautaen, eine Erinnerung an eine erfolgreiche Schlacht gegen die Engländer mit einem schön angelegten Rundweg. Man hat einen herrlichen Blick auf die Stadtteile und den Hafenbereich und kann sich sehr gut vorstellen, wie von dort oben die englischen Schiffe erfolgreich beschossen wurden.
Innlandet hat schöne Wohnhäuser und wir liefen durch die Straßen und zurück über eine sehr hohe Brücke über den Fjord. Anschließend besichtigten wir die moderne Kirche Kirklandet. Bei Sonnenschein sollen die Glasfenster sehr malerisch das Innere beleuchten, aber auch bei diesem Wetter (es war bedeckt bis regnerisch) waren wir von der Lichtstimmung beeindruckt. Ansonsten ist der Betonbau natürlich eine Geschmackssache. Schließlich ging es noch hoch zum Aussichtsturm Varden Utkikstårn. Der Ausblick ist sehr schön und der Turm niedlich, mit Innenmalereien. Interessanterweise musste der Turm schon dreimal wieder aufgebaut werden aufgrund von Sturmschäden.
Das Mittagessen genossen wir in einem sehr guten Restaurant und wählten Klassischerweise Bacalau als Gericht, dazu eine leckere Schokoladen Panna Cotta. Die Bedienung konnte leider nur schlecht Englisch und erst beim Bezahlen stellten wir gemeinsam fest, dass sie Deutsche war und es mit Deutsch doch viel einfacher bei uns gewesen wäre. 
Wir fuhren mit dem Auto nach Gomalandet, um dort das Klippfischmuseum zu besichtigen. Wir blieben im kostenfreien unteren Bereich und waren beeindruckt, mit welchen harten Arbeitsbedingungen damals der Fisch vornamlich von Frauen und leider auch Kindern hergestellt wurde. D.h. auf den Klippen trocknen, stapeln und pressen, wieder trocknen, eine wochenlange mühsame Arbeit.

Den Nachmittag verbrachten wir zunächst damit, die Atlantikstraße Richtung Süden zu fahren und den berühmten Streckenabschnitt zu bestaunen, der auch in vielen Werbefilmen zu sehen ist. Dann natürlich meist bei stürmerischeren Wetter und weniger Touristen in Wohnmobilen. Wir parkten und aßen mal wieder leckere Norwegische Erdbeeren und Schokoküsse. Wir fuhren nach Farstadt, um die Rother Wandertour 21 von Strand zum Leuchtturm zu laufen. Thomas hatte die gute Idee, diese Tour erst am Abend zu machen, so dass wir uns Brote schmierten, Tee kochten und dann am Zielpunkt, am Leuchtturm mit herrlich romantischem Blick auf das Meer picknickten. Diese Wanderung ist leicht und sehr empfehlenswert, sie führt durch einen Blumentraum. Alles blühte, wir sahen sogar herrliche Orchideen, aber auch Skabiosen, gelbe Astilben und viele Blumen mehr, deren Namen wir alle gar nicht kennen. Der Leuchtturm ist klein und niedlich und wir blickten über das ruhige Meer, das ansonsten eine für die Schiffahrt recht gefährliche Passage umfasst, da es viele Klippen im Wasser gibt. Etliche Schiffe sind schon vor dieser Küste gesunken.


Eigentlich hatten wir dann vor, auf dem Parkplatz dort zu übernachten, aber ein Bauer meinte es gar nicht gut mit uns und jauchte direkt neben uns sein Feld. 
So mussten wir leider den schönen Platz (der sogar eine Toilette hatte) verlassen und fuhren nach erfolgloser Suche an der Küstenstraße schließlich zu unserem nächsten Wanderziel, der Trollkyrkja. Auf dem Parkplatz an der Straße standen auch andere Autos von Wanderern und wir bedauerten ein junges Pärchen, das neben uns im kleinen Auto zu schlafen versuchte. Wie können wir doch über unseren Amundsen froh sein.


11. Tag - Trollkyrkja u. Fahrt nach Runde


Die Nacht auf dem Parkplatz bei der Trollkyrkja war zwar geruhsam, da wir wie immer sehr müde von unseren Unternehmungen waren, aber am frühen Morgen hörte man doch den Auto- und insbesondere LKW-Lärm recht deutlich. Es hatte leicht geregnet und dicke Wolken, die die Berge umhüllten, erwarteten uns. Wir frühstückten in Ruhe mit Brötchen und diesmal sogar gekochten Eiern und beobachteten die Camper um uns herum, die auch die Nacht auf dem Parkplatz verbracht hatten. Zum einen war da das junge Pärchen, das noch bis 9 Uhr, als wir zur Wanderung aufbrachen, in seinem Auto schlief, die Scheiben von innen beschlagen. Dann stand dort ein sehr interessanter Pick-up Kastenwagen von einem "alternativen" französischen jüngeren Paar mit zwei Huskies, beide lange Haare, er mit Bart. Der Wagen ganz urtümlich selbst zusammengebaut, vorne ein Geweih über dem Führerhaus, innen Tannenzapfen, Moos und allerlei Natur. Letztlich stand im hinteren Bereich ein kleiner Van einer russischen Familie, die dort mit Seitenzelt zu sechst darin geschlafen hatten. Allen drei Schlafgenossen sollten wir auf unserer Wanderung später noch begegnen.

Bild: Wasserfall tost in Marmorbecken
Lagune mit Wasserfall der in ein Marmorbecken tobt

Nun ging es los, das Wetter war schwül feucht und neblig und ging nach kurzer Zeit in Regen über, so dass wir unsere Regenkleidung herausholen mussten. Erst später hörte der Regen wieder auf. Zunächst führt der Weg noch ca. einen Kilometer eben zum Berg hin, dann ging es im Wald relativ schnell steil bergauf. Die ersten 500 Meter waren zwar mit Steinen etwas mühsam zu laufen, der schwierige Teil kam aber zum Schluss. Hier ging es entlang eines Gebirgbaches/Wasserfalls über größere Blocksteine und diverse morastige Felder. Wir waren froh gute Stiefel zu haben und waren am Ende der Wanderung ziemlich verdreckt. Schließlich hatten wir den Höhleneingang erreicht, setzten unsere Stirnlampen auf und stiegen in die Höhle hinein. Hier hätte man besser auf die Stöcke verzichtet, denn man klettert am einfachsten sich an Steinen/Wänden festhaltend weiter. Die Höhle war überraschend kalt, einige elektrische Kerzenlichter ergaben eine hübsche Stimmung. Nach mehreren Kurven erreichten wir die berühmte Lagune, bei der ein Wasserfall in ein Marmorbecken tost und von oben Licht hineinscheint. Dadurch entsteht eine mystische Stimmung. Als wir aus der Höhle hinauskamen, war inzwischen auch die russische Familie angekommen, deren Wanderkünste der Älteren im Hinblick auf Kleidung und Schuhwerk wir sehr bewunderten, denn es ist doch ein anstrengender Anstieg und uns begegnete später noch manch anderer Wanderer ziemlich schnaufend. Beim Weg zurück waren wir über unsere Stöcke dankbar, denn so konnten wir relativ gefahrlos trotz des feuchten Untergrundes wieder hinunter klettern. Es war lustig, wie viele Deutsche uns noch begegneten, immer einen kurzen Smalltalk haltend und zum wiederholten Male erklärend, wie weit es denn noch hinauf sei.


Nach der Wanderung und einer kurzen Mittagspause mit Brot und Kaffee, fuhren wir nach Molde zum Aussichtspunkt Varden. Leider war das Wetter und die Sicht nicht so schön, so dass wir nur eine Ahnung des traumhaften Panoramas bekamen.
Anschließend nahmen wir die Fähre nach Vestnes und es ging weiter Richtung der Vogelinsel Runde. Eigentlich hatten wir noch auf dem Weg übernachten wollen, aber wir kamen gut voran und fanden dann auf den letzten Kilometern auch keine geeignete Stelle zum frei Stehen. Also beschlossen wir gleich auf dem Goksöyr Campingplatz nun für zwei Nächte einzukehren, um an den nächsten Tage die Insel zu Fuß und mit einer Bootsfahrt zu erkunden. Der Campingplatz war sehr gut besucht, aber wir bekamen noch ein Plätzchen mit schönem Blick über die See. Zum Abendessen gab es leckere Fischfrikadellen, die wir im Supermarkt gekauft hatten, deren einziges Manko war, dass nun der Amundsen trotz offener Türen sehr nach Fisch roch.

Bild: Das Moldepanorama
Bei schönerem Wetter ist das Moldepanorama mit den unzähligen schneebedeckten Berggipfeln ein touristisches Muss

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