Venetien im Herbst

Bericht von Judith & Thomas

Bild: Karte der Rundreise durch Venetien

 

29.10. - 05.11.2016

 

Venedig 

Po-Delta 

Padua 

Eugenische Hügel 

Vicenza


Anfahrt und 1. Tag Venedig


Eine Anfahrt von ca. 1400 km mit einem Wohnmobil zu bewältigen, ist eine wirklich zeitsparende und praktische Angelegenheit und wir waren positiv überrascht. Um 14 Uhr ging es von Hamburg aus los und das Navi leitete uns aufgrund starken Verkehrs auf der A7 über Berlin. Auf dieser Strecke hatten wir kaum Staus und kamen deshalb zügig voran. Nach einigen Pausen erreichten wir so gegen Mitternacht die Grenze bei Salzburg und beschlossen noch ein Stück weiterzufahren, um möglichst viel Strecke schon erledigt zu haben. Wir parkten dann in der Nähe von Bischofshofen auf einem Parkplatz an der Bundesstraße und schliefen dann tief und fest bis zum Samstag morgen. Nun lag nur noch eine Strecke von gut 400 km vor uns.

Das ist wirklich sehr angenehm am Übernachten im Wohnmobil, dass man so flexibel ist und die Zeit optimal ausnutzen kann.

Am nächsten Morgen ging es nach einem kurzem Frühstück über die Tauernautobahn Richtung Villach, wo wir kurz danach die Grenze nach Italien querten. Anschließend fuhren wir die Autobahn Richtung Venedig zum Campingplatz Fusina, von dem aus ein Wasserboot, genannt Vaporetto alle Stunde nach Venedig fährt. Der Tauerntunnel kostet übrigens 11,50 €, die Autobahn nach Venedig war auch nicht günstig und kostete uns ca. 20 €.

Für den Campingplatz hatten wir uns vorab aus dem Internet einen Gutschein heruntergeladen, so dass die Nacht nur 23 € statt 35 € kostete. Der Platz ist sehr empfehlenswert, man kann entweder direkt am Wasser parken und genießt dann einen schönen Blick auf Venedig inkl. einiger großer Schiffe, da dort genau die Fahrrinne entlang läuft. Oder man parkt etwas ruhiger zwischen Bäumen im inneren Bereich. Ein kleiner Supermarkt, ein Restaurant, Duschen, WC etc. bieten alles, was man für den Urlaub braucht.

Da wir schon zur Mittagszeit angekommen waren, haben wir deshalb im Restaurant erst einmal lecker gegessen und sind dann nachmittags zu unserer ersten Venedigtour aufgebrochen. Neben dem Campingplatz ist auch ein großer Parkplatz, wo man Fahrkarten für die Vaporettos kaufen kann. Eine Touristenkarte für 72 h für je 58 € können wir empfehlen. Hierin eingeschlossen sind die Fahrten von Fusina nach Zattere sowie unbegrenztes Fahren im Stadtgebiet. Die Venedig Card inkl. Eintritten hielten wir nicht für sinnvoll, da viele Kirchen keinen Eintritt kosten und man vorher genau prüfen sollte, ob man wirklich die ausgewählten Kirchen und Museen auch ansehen will, die in der Card enthalten sind.

So kann man bspw. den Canale Grande hoch und runter fahren, die Linie 1 hält an sämtlichen Haltestellen, die Linie 2 ist schneller und hält nur an ausgewählten Stellen.

Zu beachten ist, dass man die Karte zum elektronischen Registrieren immer vor Fahrtantritt an die kleinen Automaten halten muss. 

Bild: Der Markusplatz von Venedig

Nun ging es also in Fusina mit dem Schiff los und Venedig lag in herrlichem Sonnenschein vor uns. Das Fahrwasser der Lagune wird von unzähligen Schiffen gekreuzt, große Fähren, Vaporettos, kleine Taxis und auf dem Canale Grande kommen dann noch die Gondeln dazu. Von Zattere aus liefen wir zunächst Richtung Accademia und schlenderten dann durch Gassen und besichtigten die ersten Kirchen. Dann nahmen wir eine Gondel zum Kreuzen des Canale Grande (pro Person 2 €) und liefen zum Markusplatz. Kleine Gassen, unzählige Restaurants, Muranoglasläden bis hin zu noblen Geschäften wie Chanel, Dior oder Gucci prägen das Straßenbild. Auf dem Markusplatz gab es nicht viele Tauben, aber Menschenmassen. Die langen Schlangen vor dem Markusdom und dem Dogenpalast hielten uns von einem Besuch ab und wir gingen weiter durch die Straßen, besichtigten weitere Kirchen und erreichten schließlich die Rialtobrücke. Nach einem kurzen Abstecher zum Gemüsemarkt, wo wir sizilianische Datteltomaten für das Abendbrot kauften, fuhren wir schließlich wieder müde zurück.


2. Tag: Venedig


Bei herrlichem Sonnenwetter genossen wir Venedig von der besten Seite. Da am Samstag Zeitumstellung war, konnten wir eine Stunde länger schlafen und frühstückten gemütlich. Wir fuhren wieder mit dem Vaporetto Richtung Venedig und erfreuten uns am Alpenpanorama, das diesig am Horizont zu sehen war.

Diesmal stiegen wir in die Linie 1 und fuhren den Canale Grande entlang. Eine herrliche Morgenstimmung lag über der Stadt, wir fotografierten die wunderschönen Fassaden, die in Richtung Wasser lagen. Dann liefen wir Richtung Ghetto, einem jüdischen Viertel und tranken einen Cappuccino. Es macht durchaus Sinn, anstatt 1,50 € in einen Toilettenbesuch zu investieren, gleich 4 € für einen Cappuccino inkl. Toilette auszugeben. Im übrigen gibt es leider nur wenige und teure Toiletten in Venedig. Nach ein paar weiteren Kirchen kehrten wir in einer leckeren Pizzaria in einem Innenhof ein. Danach fuhren wir zur Insel Lido und liefen auf die gegenüber liegende Seite zum Strand. Wenngleich dieser schon für den Winter vorbereitet war, hatte das schöne Wetter einige Besucher ans Wasser gelockt und einige badeten sogar. Nach einem leckeren Eis ging es zurück mit der Linie 14 und anschließend fuhren wir zu den Inseln San Giorgio und La Guidecca, wo wir zwei weitere Kirchen besichtigten. Von dort aus hat man auch einen wunderschönen Blick auf die Stadtsilhouette. Danach ging es zurück nach Fusina. Ein leckerer selbst gemixter Apperol Spritz beendete den schönen Tag.


3. Tag: Venedig und Fahrt ins Po-Delta



meine virtuelle Stadtbesichtigung:  Venedig


4. Tag: Po-Delta und Abano Terme


Die Nacht auf dem Strandparkplatz Boccasette war ruhig und erholsam. Am frühen Morgen versuchte Thomas bei diesig und nebligen Wetter schon vor dem Frühstück Fotos von den Wasservögeln zu machen. Anschließend liefen wir gemeinsam eine Runde am Strand, beindruckt von der nebligen Atmosphäre. Wir fuhren danach Richtung Pila, wo wir uns erhofften, eine schöne Aussicht auf das Naturschutzgebiet zu haben. Wir liefen eine kurze Strecke auf dem Deich entlang, sahen aber nur wenige Vögel, neben Teichhühnern nur ein paar Komorane und natürlich Reiher verschiedener Sorten. Anschließend fuhren wir eine schmale Straße quer durch das Naturschutzgebiet Richtung Porto Viro. An einem schönen Platz konnten wir sogar einige Flamingos sehen. Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg Richtung Abano Terme und unterwegs Halt bei einen der vielen Restaurants an der Straße, die üblicherweise mit guter italienischer Küche aufwarten können. Wir hatten Schinken und Herzmuscheln als Vorspeise, danach Lasagne sowie Spagetti mit Muscheln. In den Euganäischen Hügeln gibt es eine Unzahl von Thermen, d.h. heißen Quellen und viele Thermalbäder – üblicherweise an ein Hotel angeschlossen. Wir fuhren zum Hotel Mamma Margherita, das einen kleinen Camping/Stellplatz angeschlossen hat und ein schönes Thermalbad besitzt. Dort haben wir dann den Nachmittag mit Baden verbracht und anschließend noch die nahe gelegene Wallfahrtskirche Madonna della Salute mit Kloster angesehen.


5. Tag: Padua


Bild: Foto von Padua

Padua ist eine der ältesten Städte Italiens und zeigte sich in verhangener, diesiger November Stimmung. Wir hatten im Internet eine Padua Card für 17 € pro Person gekauft, die viele Sehenswürdigkeiten inkl. der berühmten Capella degli Scrovegni enthält und sich nicht zuletzt dadurch lohnt, das sie auch die Parkgebühren abdeckt.

Wir parkten zunächst in der Nähe des Prato della Valle, einem großen ovalen Platz. Auf dem Parkplatz bezahlt man mit Eingabe des Kennzeichens, wenn man jedoch wie wir die Padua Card besitzt, fährt man bis zu den Schranken, drückt dort den Emergency Knopf und gibt dann die Nummer der Karte an. Als erstes holten wir an der Touristeninformation unsere Padua Cards ab und besichtigten dann die Marktplätze sowie den Palazzo della Regione mit seinem beeindruckenden riesigen Ratssaal. Wir hatten für 11:20 Uhr die Besichtigung der Capella reserviert, was man aufgrund der Begrenzung der Besucherzahlen auch tunlichst machen sollte. Also ging es deshalb gleich danach Richtung Museum und Capella. Hierbei sollte man beachten, dass der Zugang durch den Museumsbereich im Süden erfolgt und wir nämlich erst zu weit gelaufen waren und den Weg wieder zurück gehen mussten. Da die berühmten Fresken von Giotto in der Capella sehr empfindlich sind, werden die Besucher immer in Gruppen von je 25 durchgeschleust. Hierzu muss man in einem Akklimatisierungsraum vorher 15 Minuten warten und hat dann 15 Minuten Zeit die beeindruckend schöne Capella mit dem blauen Sternenhimmel zu besichtigen.

 

Nach einer sich anschließenden Kirchenbesichtigung gingen wir dann gut essen in der Nähe des Domes und mussten erst einmal unsere weiteren Besichti-gungen zeitlich umplanen, da in der Mittagszeit bis ca. 14/16 Uhr die Kirchen geschlossen sind. Am Nachmittag wurden dann die weiteren Kirchen besichtigt und insbesondere die riesige Basilika Sant Antonio hat uns begeistert als auch die nahe liegende Votivkapelle Oratorium St. Georg. Da der Dom erst um 15:45 wieder öffnete, ging es nochmals zurück durch die Stadt, wobei dieser als auch die Santa Guistina mit den unzähligen Seitenaltären weniger interessant waren als die vorherigen Kirchen. Ein kleines Highlight ist noch das neben dem Dom liegende Baptisterium mit herrlichen Malereien.

Ziemlich müde erreichten wir schließlich den Parkplatz, um abschließend Padua als eine interessante Stadt, wenngleich natürlich mit weniger Flair als Venedig empfunden zu haben. 

 

Als Übernachtungsort wählten wir einen schönen großen Parkplatz (der auch von Wohnmobilen genutzt werden kann) vor dem hübschen Städtchen Arquà Petrarca, das an einem Berg in den Euganeischen Hügeln liegt.


6. Tag: Euganeische Hügel


Nach einer erholsamen Nacht hatten wir uns anhand der Karte La Strada del Vino Colli Euganei einige schöne lokale Produzenten von Wein und Olivenöl ausgesucht, bei denen wir auf unserer Fahrt durch die Euganeischen Hügel einkaufen wollten.  Wir starteten gleich nach Arquà Petrarca bei einem Spezialitätenladen "Scarpon" (www.scarpon.it), der Likör und mehr aus einer Dattelart Jujube anbot. Der Laden war klein aber sehr schön und liebevoll geführt und der Besitzer äußerst freundlich. Der Likör sowie ein grüner Kräuterschnaps gefielen uns sehr, und auch ein Grappa wurden eingepackt. Es ging die kleinen, gewundenen Straßen weiter zum nächsten Halt, "Ca' Lustra" (www.caluatra.it), ein Produzent von guten Weinen, Olivenöl und auch Honig, und unser Auto wurde mit zwei weiteren Kartons gefüllt.

Anschließend fuhren wir zum Ausgangspunkt unserer ersten kleinen Wanderung nach Casa Marina beim Monte Venda. Wir liefen nur eine kürzere Strecke nicht ganz hoch bis zur Kirche und sammelten eifrig Esskastanien. Dann ging es über Tornanti weiter zur zweiten Wanderung, ebenfalls nur ungefähr 3-4 km lang. Sie liegt im nördlicheren Gebiet und führte rund um den Monte Grande. Sie überzeugte uns noch mehr mit einer schönen Aussicht über die Landschaft. Zum Schluss besuchten wir noch das Weingut "La Montecchia" (www.lamontecchia.it), das ein beeindruckendes Landgut ist. Zur Übernachtung hatten wir Agriturismo La Buona Terra gewählt, die schöne Stellplätze auf einem Bauernhof anbieten. Leider war hier aufgrund der Nebensaison wenig los und wir kamen nicht in den Genuss eines Abendessens, das nur am Wochenende angeboten wird. Also war Selbstverpflegung angesagt.


7. Tag: Vicenza


Die dritte Stadt unserer Venetienrunde sollte Vicenza werden, ein Kleinod der Baukunst von Palladio. Wir parkten etwas weiter außerhalb, und gingen zum Stadtkern durch eines der vielen alten Stadttore. Als erstes sahen wir uns das beeindruckende Teatro Olimpico an und erwarben hierfür ein Vicenza-Besichtigungsticket, das gleich mehrere Museen und Kirchen umfasste für je 15 €. Das alte Theater ist wirklich sehenswert mit seinem perspektisch raffiniert gestaltetem Bühnenbild, dass den Eindruck von tiefen Häuserzeilen im antiken Stil vermittelt und wie ein römisches Theater aufgebaut ist. Anschließend haben wir die wichtigsten Kirchen besichtigt um zur Mittagszeit den Platz mit der Basilica, dem imposanten Werk von Palladio zu erreichen. Dort aßen wir sehr gut zu Mittag in dem Restaurant Angelo Palladio, preislich in Ordnung und von wirklich vorzüglicher Qualität. In der nachfolgenden Mittagspause hatten wieder die meisten Geschäfte und Sehenswürdigkeiten geschlossen, aber das Museum mit einer Ausstellung über Palladio offen, das sich in einem der beeindruckenden Palazzos befindet mit wunderschönen Deckengemälden. In dem Museum sind viele Modelle der Bauwerke von Palladio zu besichtigen. Insgesamt hat uns Vicenza sehr gut gefallen, es ist kleiner als Padua und natürlich Venedig aber mit den vielen schönen Palästen und Gebäuden und attraktiven Modegeschäften einen Besuch Wert.

Nun ging es Richtung Rückreise zu unserer letzten Station, dem Parco della Lessinia. Dies ist ein Gebirgszug am Beginn der Alpen, der aber auch noch von Agrarwirtschaft und Weinbau geprägt ist. Thomas hatte als Einkaufs-zwischenstopp einen Hersteller von vorzüglichen Schinken-, Wurst- und Käsewaren ausfindig gemacht und zwar Corrado Benadetti (www.corradobenedetti.it), seines Zeichens Wurst- und Käsemeister. Dort ließen wir einiges an Geld für Wein, Wurst, Käse und Honig und fuhren dann zum geplanten Ausgangspunkt für unsere morgige Wanderung auf einen Pass. Es ging in Serpentinen den Berg hinauf, langsam würde es neblig und es war dunkel. Mit frischen Brot und traumhafter Mortadella ließen wir den Abend im Wohnmobil ausklingen.


8. Tag: Lessinia und Rückfahrt


Für den Samstag hatten wir eine schöne Wanderung im Lessinia-Gebirge geplant, hatten aber schon beim Wetterbericht gesehen, dass wir wohl mit dem Wetter Pech haben würden. Und so trommelte auch schon am frühen Morgen der Regen auf unser Wohnmobildach, was sich zwar gemütlich anhört aber wenig vielversprechend ist. Inzwischen war es auch schon richtig kalt geworden und das Thermometer zeigte nur ca. 3° Celsius. Trotzdem beschlossen wir wenigstens eine kurze Strecke zu einer schönen Aussicht auf in regenverhangene, diesige Wolken zu wandern. Ordentlich in Regenkleidung eingepackt liefen wir los. Die Aussicht war wirklich beeindruckend und wenn wir mehr außer ein paar Felsen gesehen hätten, wäre dies ein steiler Abhang und eine grandiose Sicht in die Alpen gewesen. Zumindest den steilen Abhang konnten wir anschließend bei der Fahrt in Serpentinen mit 20% Gefälle hinab ins Tal Richtung Trient genießen. Die Straße war schmal, wir fuhren vorsichtig durch das frisch gefallene Laub, das mit Blättern den Weg farbig tupfte und überwanden geschätzt über 1.500 Höhenmeter. Die Rückfahrt nach Hamburg verteilten wir abermals auf zwei Tage und waren erfreut über den flüssigen Verkehr. Unsere Übernachtung machten wir in der Ecke von Gera/Jena in Bad Klosterlausnitz, wo wir bei einem Gasthof parkten und dort deftige Thüringer Küche aßen. Am Sonntag Morgen ging es dann zurück nach Hamburg.