Zusatz zu Hamburg Kirchwerder

Geschichte

Kirchwerders

 

Remerswerder, so  hieß das Vierländer Dorf ursprünglich. Dass es seit 1217 in Urkunden als Insula Kercwerdere – Flussinsel mit Kirche – bezeichnet wird, deutet auf den Bau einer Kirche hin. Tat-sächlich geht die heu-tige St.-Severini-Kirche auf einen Feldsteinbau aus dem 12./13. Jahrhundert zurück; Reste der mit-telalterlichen Mauern sind an der Nordwand des heutigen Gebäudes noch erhalten. Aus der Ortsgeschichte ist ein dramatischer Vorfall belegt: 1470 sollen „mehrere Ein-gesessene aus unbekanntem Grund ihren Pfarrer erschla-gen haben“ – weshalb der Papst zeitweise den Großen Kirchen-bann über das Dorf verhängte.

Viel ist von der mittelalter-lichen Kirche nicht mehr zu sehen, denn von 1785 bis 1791 kam es zu einem grundlegenden Umbau, bei dem nur einige Mauerteile des vorherigen Gebäudes wieder verwendet wurden. Erhalten blieb das Brauthaus, ein Fachwerkanbau von 1649/50, in dem die Formalitäten der Eheschließung vor der Einsegnung in der Kirche erledigt wurden. Die jetzige Kir-che ist ein einschiffiger Saal mit hölzernem Tonnen-gewölbe, großem Südflügel und fünfseitigem Chorab-schluss; sie verfügt über rund 1.000 Plätze.

Die Ausstattung ist weitgehend klassi-zistisch. Verzierte Hut-ständer, die typisch für die Vier-länder Kirchen sind, kennzeichnen die Bankreihen der Männer. Kanzel und Taufe wurden 1806 von dem Neuen-gammer Michael Busch gefer-tigt. Der von zwei Säulen gerahmte Altar, ein Werk des Bergedorfer Tischlermeister Radefahr, war dagegen schon zur Wiedereinweihung 1785 vorhanden. 

Die erste Besiedlung der Elbinseln, die später das Kirchspiel Kirchgelder bilde-ten, ist nicht nachweisbar. Sicher ist, dass Kirch-werder zu den frühesten Eindei-chungen der Vierlande ge-hörte, da hier eine Fährver-bindung über die Elbe zwischen dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und den neuen Gebieten einge-richtet worden war, die auch heute noch existiert: die Zollenspieker Fähre.

 

Anfang des 13. Jahrhunderts wurde durch die damals in dieser Region herrschenden Dänen die planmäßi-ge Eindeichung der Inseln begonnen. Aus dieser Zeit stammt der Durchdeich, der das neue Dorf Kirchenwerder gegen das benachbarte, da-mals noch nicht einge-deichte Ochsenwerder schützte. Zwischen 1314 und 1344 wurde einer der Elbarme, die Gose Elbe, durch Deiche in ein festes Bett gezwungen. Zwei kleinere Elbinseln, Ohe und Krauel, wurden dabei zu Festland. West-Krauel wurde Teil Kirchwerders, Ohe wurde zwischen Kirchwerder und dem benachbarten Kirchspiel Neuengamme aufgeteilt. Obwohl dies vor mehr als 650 Jahren geschah, sind bis heute die Lage und Formen beider Inseln durch Orts- und Straßennamen sowie die Form der Gehöfte deutlich erkenn-bar.

Der Elbübergang war den Lüneburger Herren, denen das Gebiet unterstand, so wichtig, dass sie eine Befestigung an-legen ließen, die 1296 erstmals als Riepenburg genannt wurde und Verwal-tungssitz der Vogtei Riepenburg war. Der Name stammte von der herrschenden Familie, den Herren von Ribe. 1420 wurde die Burg Teil des beiderstädtischen Besitzes: Hamburg und Lübeck hatten die Herrschaft gemeinsam den Lüneburgern abgenommen. Durch die Abdämmung und damit der „Zähmung“ der Gose Elbe und der Dove Elbe (zweier Elbarme, die die Inseln der Vierlande trennten) wurde die Burg überflüssig. Da sie baufällig war, wurde sie 1512 abgerissen und der Ver-waltungssitz ins Bergedorfer Schloss verlegt. Die Reste des Burghügels sind bis heute am Zusammentreffen des Kirch-gelder Mühlendamms und des Hauptdeichs zu erkennen. 

1620 versuchten die Lüne-burger erfolglos, das Gebiet durch einen militärischen Einfall zurückzugewinnen; erst Napoleon I. war dort auf seinem Feldzug 1806 sieg-reich. Doch auch dadurch wurde die Verwaltungsstruktur nicht geändert. 1868 kaufte Hamburg die Hoheitsrechte von Lübeck, so dass die gemeinsame Verwaltung endete und die Vierlande – und damit Kirchwerder – nur noch zu Hamburg gehörte. 1873 wurde die bis dahin selbstständige Enklave Ost-Krauel, die im Besitz der Fa-milie von dem Berghe war, als selbstständige Gemeinde zur Landherrenschaft Bergedorf zugeschlagen. Erst 1937 wurden die letzten sechs Enklaven, die bis dahin unter hannöverscher bzw. preu-ßischer Herrschaft gestanden hatten, mit dem Groß-Hamburg-Gesetz ebenfalls nach Bergedorf eingegliedert. 

St. Severini

 

Falls die von Lappenberg vorgenommene Identifizierung von Remerswerder mit Kirchwerder zutrifft, weist die Namensänderung von 1217, wo zum ersten Male von dem Ort Kirchwerder die Rede ist, auf den Kirchbau hin. Nach 1168 bis spätestens 1217 ist die St. Severini-Kirche von Zisterziensermönchen aus Scharnebek bei Lüneburg als Klosterkirche gebaut worden. Die nähere Umgebung der Kirche wird immer noch „De Munkshop“ genannt. Leider ist von diesem Kloster außer der Erinnerung nichts mehr erhalt-en. 1319 Ersterwähnung der Kirche. 1322 wird erstmalig das Kirchspiel und 1388 zuerst ein Priester erwähnt. Der mittelalterliche Bau, dessen Reste noch im westlichen Teil der äußeren Nordwand und im Vorraum, dem „Brauthaus“, erkennbar sind, war ein Feldsteinbau, vermutlich auf dem heutigen Grundriss. Zur Stützung der Wände wurden mit der Zeit außen und innen Strebepfeiler angebaut. 1558 wird „ein metallener dreifüßiger Taufkessel versetzt.“ Er wird bis zum Jahre 1703 noch mehrfach erwähnt. 1652 erhielt er einen hängenden Deckel und  1657 einen Steinsockel von Steinhauer Heinrich Kordes aus Hamburg.

 

1618 wird an der Südseite eine Kanzel errichtet und die "Kammer des Altares reparieret", was auf das Vorhandensein eines geschnitzten Altar-schreines schließen lässt. Die Orgel, 1628 bezeugt, wird 1641 von Heinrich Spetern mit 27 Stimmen neu erbaut. Sie stand seitlich vom Altar. 'Der Turm muss bereits 1604 vorhanden gewesen sein., 1634 wird er anlässlich einer Reparatur durch Jochim Fuhrmann, Bergedorf, erst-malig in den Rechnungen erwähnt. Im Jahre 1649/50 erfolgt der Anbau des Brauthauses an der Nordseite vor dem Haupteingang. In der Kirche befanden sich 11 Epitaphien und 10 Grabsteine, außerdem waren etwa 60 Wappenscheiben vorhanden, die Scheiben mit Frauen-wappen vorwiegend im Braut-haus. 1672/74 wird die Nordempore, der "lange Chor", durch Jochim Albers, Kirchwerder, gebaut und seine Brüstungsfelder 1680/81 durch "Bemalung ... mit biblischen Historien, das Stück zu 5 Mark" geschmückt. 1681 umfangreiche Orgelreparatur durch Arp Schnitger. 1700 Neuverlattung des Turmes. 1721 Errichtung der Turmspitze. 1751 Verlän-gerung der Nordempore nach Osten. 1785/91 durchgrei-fender Umbau und Reno-vierung der Kirche, da die „überflüssige Spuren des grauesten Altertums hat“. Ausführung durch den Zimmermeister Harm Wulff aus Curslack, „der lange unter einem Sonnin gearbeitet und mit diesem großen Mann noch immer in Bausachen kon-feriert, auch selbst einige Kirchen im Holsteinischen und Lüneburgischen ausgeführt hat.“ Es wird der südliche Seitenflügel mit Empore gebaut, an Stelle der bisherigen Flachdecke ein Tonnengewölbe eingezogen, das Äußere des Chores mit Backstein vermauert, das Brauthaus unter Beibehaltung der Holzwerkkonstruktion erhöht, ein neues Dachgesims eingefügt, 12 neue Fenster verfertigt und die Pfeiler innen und außen abgenommen. Im Innern erhält die Kirche einen neuen Altar, „modern und gut“, zwei Emporen beiderseits des Altars, einen neuen Beicht-stuhl, die Orgelempore im Westen für die dorthin verlegte Orgel. Erneuerung zahlreicher Gestühle. Gleichzeitig erfolgt ein „Verkauf alter Schildereien“ und Beseitigung alles alten Gitterwerkes. 1804 wird der Kirchengemeinde die Marmor-kanzel aus dem abge-brochenen Hamburger Dom zum Kauf angeboten. 1806 verfertigt der Tischler Michael Busch aus Neuengamme Kanzel und Taufe aus Mahagoniholz. 1852, 1864 und 1872 Sicherung der Umfassungsmauern an der Nordost, Ost- und Südseite, teilweiser Ersatz der Feldstein-mauer durch Backstein auf Feldsteinsockel. 1884/87 Re-novierungsarbeiten im Innern. 

1900 Reparatur des Süd-flügels. Ersatz der Fachkon-struktion durch massives Mauerwerk unter Belassung des oberen Fachwerks, das erneuert wurde. 1904/05 Orgelumbau durch Paul Rother. 1919 Heizungsanlage im Brauthaus. 1927/28 Isolierung des Mauerwerkes durch Vorlage von Korkplatten im Innern. Renovierung des Brauthauses, sämtlicher Bilder und des Gestühls. Baube-schreibung - Lage und Bauge-füge Im Dorf am Kirchen-heerweg inmitten des alten Friedhofes gelegen. Im Kern einschiffiger mittelalterlicher Feldsteinbau auf rechtecki-gem, unregelmäßigem Chor-schluss. Weitgehende spätere Verblendung und Ausmau-erung in Backstein. An der Südseite rechteckiger Erweite-rungsbau, an der Nordseite zwei kleinere Anbauten. Backsteinmauerwerk aus Binder- und Läuferschichten im Kreuzband bestehend.

Riepenburger Mühle

 

Die Riepenburger Mühle ist die älteste und größte erhaltene Kornwindmühle Ham-burgs.

Die erste Erwähnung einer Mühle an dieser Stelle stammt aus dem Jahre 1318, wo-mit der Standort zu den ältesten Wind-mühlenstandorten Deutschlands gehört.

Die Mühle gehörte damals zur Riepen-burg, einem befes-tigten Schloß am Elb-deich.

Namensgeber war der Ritter Hermann Ribe, der im 13. Jh. der Besitzer war. 1420 ge-langte die Riepenburg samt Mühle durch eine Schlacht in den gemeinsamen Besitz der Städte Hamburg und Lübeck.

Bis zu ihrem Verkauf im Jahre 1880 war die Riepenburger Mühle eine herrschaftliche Mühle, die vom Bergedorfer Amtmann an einen Müller verpach-tet wurde.

Bei den Vorläufern der heutigen Mühle handelte es sich durchweg um Bockwind-mühlen. Neubauten gab es 1683 und 1765, jeweils weil der Vorgänger marode war. 1765 dachte man schon an den Bau einer Holländerwind-mühle, was aber aus Kostengründen ver-worfen wurde.

Die heutige Mühle wurde 1828 als Galerie-Holländer-windmühle errichtet.

Bis 1863 war die Riepenburger Mühle eine Zwangsmühle. Die Bewohner von Bergedorf, Geesthacht und den Vierlanden waren ver-pflichtet ihr Korn entweder auf der Riepenburger Mühle oder der Kornwassermühle in Bergedorf mahlen zu lassen.

Bei ihrem Bau wurde die Riepenburger Mühle mit 4 Mahl-gängen ausgestattet - drei Mahlgänge und ein Graupengang. Den Graupengang er-setzte man 1867 durch einen "Franzo-sen".

Ursprünglich hatte die Mühle einen Steert. 1871 erfolgte der Austausch gegen eine Windrose.

Im Jahre 1880 kaufte H.A. Busch - ein Einheimischer - die Riepenburger Mühle von der Stadt Ham-burg. Er verbesserte und modernisierte den Betrieb und führte neue Geschäftszweige, wie z.B. einen Futter-handel ein.

1888 erweiterte Busch den Betrieb durch den Anbau einer Dampf-mühle. Sie blieb bis 1919 in Betrieb, ihr Schornstein wurde jedoch erst in den 30er Jahren entfernt.

Um 1900 wurden zwei motorbetriebene Schrotgänge einge-baut. 1953 erfolgte die Umstellung aller Ma-schinen auf elek-trischen Einzelantrieb.

1963 wurde eine Hammerschlagmühle eingebaut, sie ist heute noch funktionstüchtig.

1970 baute man eine vollautomatische Getreideannahmestation, sie wurde jedoch 1996 entfernt.

Bis 1990 war die Mühle in Betrieb - zuletzt nur noch zur Futtermittelherstellung. Dann setzte sich der letzte Müller, Karl-Heinz Busch - Urenkel des Käufers H.A. Busch von 1880, zur Ruhe.

Die Riepenburger Mühle steht seit 1939 unter Denkmalschutz, sie ist eine der wenigen Mühlen in Hamburg, deren Wind-mahlgang noch funktionstüchtig ist.

 

Für ihren Erhalt setzt sich seit März 1999 der Verein "Riepen-burger Mühle e.V." ein.

Im Oktober 2001 kauft der Verein "Riepenburger Mühle e.V." die Mühle , Anbauten und ca. 5.500 m² Land.

2002 beginnt der Ver-ein mit den umfangreichsten Restau-rierungsmaßnahmen seit dem Bau der Mühle.

2003 wurde eine neue Galerie in Eiche errichtet.

2006 sind die wichtig-sten Maßnahmen abgeschlossen, die Kappe wurde erneuert und ein Windmahlgang eingebaut.

Im Frühjahr 2007 wurden die alten Stahlruten mit neuen Klappen, Hecken und Windbrettern verse-hen und montiert, damit ist die Mühle wieder windgängig.

Seitdem restauriert der Verein alte Müller-eimaschinen, die in der Mühle wieder zum Einsatz kommen.

Direkt an der Mühle befindet sich der

Mühlenladen & Café. Hier können Sie sich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen entspan-nen und auch ausge-fallene Leckereien erwerben. 

Öffnungszeiten:

Mittwoch, Donnerstag, Freitag 14 - 19 Uhr

Samstag, Sonntag 12 - 19 Uhr

Der Mühlenladen: Hochwertige Schokolade, selbstgemachte Konfitüre, Honig, Senf, 43 Sorten Tee,

Kaffee, Essig, Leinöl.

Das Mühlencafé

Das historische Ambiente lädt zu einer
guten Tasse Kaffee und einem leckeren Stück selbstgebackener Torte ein.

Sie mögen keinen Kaffee?
Über 40 Sorten Tee stehen zur Auswahl.

Die Räume des Cafés können Sie auch ex-klusiv für Ihre Veranstaltung oder Familienfeier buchen. 

Mehr Informationen unter:

Telefon 040 - 723 75 683 oder 735 07 395

Mobil 0172 18 18 522

 

muehlenladen-cafe@arcor.de