19.8.19 Abisko Nationalpark, Narvik und E6


Tømmerneset Camping Innhavet
Tømmerneset Camping Innhavet

Der Tag beginnt mit Regen und Thomas hat leichte Temperatur, vermutlich durch eine Darmgrippe hervorgerufen. Deshalb beschließen wir, die Abisko Wanderung ausfallen zu lassen und dort nur eine kleine 3,5 km lange Runde im unteren Teil zu drehen. Die Natur ist beeindruckend, der Fluss mit reissendem Wasser, Ausblicke auf den großen See und zu unseren Füßen die Beerenwelt des Herbstes. Nachdem der Regen aufhört, gehört die Welt wieder den Mücken, die auch an uns ihre Freude finden. Hier befindet sich übrigens eine sehr gut ausgestattete Touristenhütte, ist dies auch der Ausgangspunkt für die große Wanderroute Kungsleden. Einige Wander mit riesigen Rucksäcken und Regenbekleidung starten von hier, nachdem sie mit dem Bus angekommen sind. Der dortige Laden ist sehr gut mit Outdoorbekleidung und Zubehör ausgestattet und kann durchaus manchem Großstadtladen Konkurrenz machen. 

Wir besichtigen noch die Samensiedlung, d.h. die dort aufgestellten Unterkünfte und Lagervorrichtungen, die früher benutzt wurden.

Es geht weiter Richtung Narvik, direkt am Meer liegend und durch den Hafen, der Verschiffungsanlagen für das Eisenerz aus Kiruna hat, die dorthin mit der Bahnlinie transportiert werden. Wir kaufen kurz ein und fahren die E6 weiter. Unser Ziel ist Tømmerneset Camping bei Innhavet, da wir beschlossen haben, uns hier auszuruhen.

Die E6 ist die stark befahrene Nord-Südroute, die auch zum Nordkapp geht. Hier sieht man ein großes Wohnmobil dem anderen folgen. Es bieten sich schöne Aussichten, doch unser Eindruck ist, dass dies mehr eine Verbindungsrennstrecke, als eine Urlaubsstrecke ist. Wir benutzen noch die Fähre von Skarberget nach Bognes, wo man erfreulicherweise auch mit Karte zahlen kann, wie auch sonst hier, so dass wir keine NOK umtauschen müssen.

Der Campingplatz in Tømmerneset gefällt uns sehr. Da hier die Saison zu Ende geht, ist kaum etwas los und wir finden ein herrliches Plätzchen mit Blick auf den kleinen See, an dem der Platz liegt. Er ist sehr ordentlich, hat eine Industriewaschmaschine und -trockner, was ideal ist, da man so in 30 Minuten seine Wäsche erledigen kann und auch der Trockner braucht nur eine Stunde. 

So lassen sich die nächsten Tage gut verbringen, denkt sich Judith und auch Fanny blickt interessiert hinaus und scheint dem zuzustimmen.


20.8.19 Tømmerneset Camping


Tømmerneset
Tømmerneset

Heute verbringen wir einen gemütlichen und erholsamen Tag. Wir machen einen kurzem Spaziergang zum Fjord, gegenüber vom Campingplatz führt ein kleiner Weg ans Wasser. Um uns herum die nordische Landschaft in ihrer klaren Schönheit, bemooste Felsen, alle Beerensorten wachsen am Boden: Heidelbeeren, Krähenbeeren, Schwedischer Hartriegel, Preiselbeeren, Rauschbeeren und sogar ein paar Moltebeeren. Wir stapfen durch weiches Moos und blicken über den Fjord, im Hintergrund schneebedeckte Berge. In einer feuchten Bodensenke entdecken wir sogar Sonnentau, und Judith macht einige Makroaufnahmen. Dazu sammeln wir ein paar Heidelbeeren, die später zu Heidelbeermuffins verarbeitet werden, d.h. nicht in Muffinsform, sondern nur in der runden Omniaform. Wir lesen viel und erholen uns. Der Ort hier strahlt eine wundervolle Ruhe aus und während ich diese Zeilen schreibe, blicke ich zwischen einigen Kiefernstämmen hindurch auf das sich kräuselnde Wasser des Sees.

Nachdem wir den Heidelbeerkuchen gebacken und gegessen haben, machen wir nochmals einen Spaziergang an den Fjord, um die Abendstimmung zu genießen. 

Der Ort Tømmerneset steht aber leider nicht nur für schöne Natur und Idylle, sondern birgt auch die Erinnerung an den 2. Weltkrieg, als die Deutschen hier ein Gefangenenlager für Russen gebaut hatten. Am Weg zum Fjord befinden sich noch Reste des Lagers und Beschreibungen aus dieser Zeit, von der man nur hoffen kann, dass sie sich nicht wiederholen wird.


21.8.19 Fahrt zum Rago Nationalpark


Fjord auf dem Weg
Fjord auf dem Weg

Heute wird es ein weiterer ruhiger Tag werden, denn wir möchten für unsere morgige Wanderung im Rago Nationalpark fit sein. Das Wetter passt zum Ruhetag, denn der Nachmittag ist ziemlich verregnet. Wir parken am Ausgangspunkt für die Wanderung und drehen eine kleine Runde am glasklaren Fluss Sørfolda und naschen von Himbeeren, die wir am Wegesrand finden. Wir lesen und packen unseren Tagesrucksack für morgen. Thomas geht es inzwischen besser und so freuen wir uns auf morgen, in der Hoffnung dass das Wetter besser wird.


22.8.19 Wanderung Rago Nationalpark


Bild: Rago Nationalpark
Rago Nationalpark

Es hatte die ganze Nacht geregnet und wir bedauern die jungen Männer, die am Abend noch bei dem Wetter ihr Zeltlager beim Parkplatz aufgeschlagen hatten. 

Am nächsten Morgen ist das Wetter jedoch besser und bis auf ein paar wenige, heftige Schauer bleibt es auch so während unserer Wanderung, die zum Wasserfall führt. Zunächst geht es ca. 400 Höhenmeter recht steil hinauf, der Weg ist jedoch gut begehbar. Auf der Anhöhe erwartet uns eine wundervolle Landschaft aus Birken, Moosen, abermals Beeren und je höher wir kommen, desto steiniger wird es. Einige Hochmoore werden mit Trittbrettern überbrückt, und wir sehen viele Moltebeeren, die auf dem Rückweg von uns noch gepflückt werden wollen. 

Wir müssen durch ein paar unwegsame Felsformationen klettern, ein Teil wird sogar durch eine Leiter überbrückt. Dann haben wir die Hochebene mit Felsen erreicht und genießen die herrlichen Ausblicke. In der Ferne wird schließlich der beeindruckende Wasserfall sichtbar, der sich aus einem großen hochgelegenen, wunderschönen See speist. Eine kleine Hängebrücke führt hinüber, das Wasser fließt tosend in das tiefe, grüne Tal. Wir machen eine Mittagspause und haben diesmal den Spirituskocher mitgenommen, so dass es etwas Warmes gibt, und zwar Nudeln mit Thunfisch-Tomatensauce. 

Dann geht der Weg zurück, und wir klettern vorsichtig über die Felsen, die bei nasser Witterung recht rutschig sein können. Nach erfolgreicher Beerenernte geht es wieder in das waldige Gebiet hinunter. Judith hört plötzlich ein grunzendes, stöhnendes Geräusch und sieht im Wald einen großen Elch. Wir sind von dem ruhigen, majestätischen Tier begeistert, das aus dem dichten Wald zu uns hinüber blickt. Das ist eine wundervolle Krönung der Wanderung im Rago Nationalpark.

Elch und Elchspur

Im Anschluss fahren wir noch nach Fauske, kaufen dort ein Sieb für die Moltebeermarmelade, die morgen erstellt werden soll. Am Saltdalsfjorden finden wir an der E6 einen schönen Platz zum Übernachten und zwar eine kleine Landzunge, die als Wild Camping ausgewiesen ist.

Übernachtung mit Blick auf den Fjord
Übernachtung mit Blick auf den Fjord

23.8.19 Mo i Rana und Fahrt zum Gletscher


Bild: Am Polarkreis

 

Thomas am Polarkreis - wir konnten nicht widerstehen, dieses Touri-Foto zu machen.

Wir schlafen gut am Fjord und nach der schönen Wanderung und am nächsten Morgen wird die Moltebeermarmelade gekocht. Da wir noch ein paar Blaubeeren haben, machen wir auch einen kleinen Topf gemischt, 50% Moltebeeren und 50% Blaubeeren. Das Ergebnis ist lecker und wir verstehen, warum Moltebeeren das Gold Lapplands genannt werden. Wir fahren Richtung Mo i Rana auf der E6, die auch einen Pass quert. Die Straße wird zur Zeit dort neu gebaut, und wir holpern durch einige Baustellen. Wir halten am Polarkreis an, wo wir einmal das typische touristische Erlebnis haben wollen, durch den Souvenierbereich zu laufen. Hier kaufen wir ein T-Shirt für Thomas, ist dies doch inzwischen unsere 4. Polarkreisquerung (unsere Hurtigrouten-Fahrt 2010 eingeschlossen).

Dann geht es weiter nach Mo i Rana, eine Industriestadt, durch Eisenverhüttungswerke geprägt. Wir machen die Einkaufszentren unsicher, kaufen aber letztendlich doch nur Lebensmittel und denken an Mutter/Schwiegermutter, die hier sicher ihre Freude hätte. Einige hübsche alte Häuser mit den landestypischen Grasdächern liegen am Wasser und wir laufen durch den kleinen Ort.

Im Anschluss fahren wir nach Svartisen und parken dort am Startpunkt der Gletscherwanderung an einem See. Für die Übernachtung dort zahlen wir 100 NOK (etwa 10 €). Dort gibt es auch einen einfachen Campingplatz und gegen Abend trudeln einige Fahrzeuge ein. Zwischen 20-21 Uhr geht dann jemand herum und kassiert die Gebühren. Wir genießen den frischen Lachs und die Nordmeergarnelen, die wir in Mo i Rana gekauft haben. 


24.8.19 Bootsfahrt und Wanderung zum Gletscher


Austerdalsisen Gletscherzunge des Svartisen
Austerdalsisen Gletscherzunge des Svartisen

Leider beginnt der Tag mit trüben, nieseligem Wetter und erst zum späten Nachmittag klart es etwas auf. Wir kaufen die Bootstickets am Kiosk (dort kann man mit Karte zahlen, am Steg nur in bar) und nehmen das Boot um 10 Uhr. Es kostet 200 NOK (ca.20 €) pro Person hin und zurück und fährt ab 10 Uhr jede volle Stunde bis 14 Uhr und dann ab 12:30 ebenfalls jede volle Stunde wieder zurück. Es gibt zwar auch einen ca. 3 km langen Fußweg am See, er ist jedoch gesperrt, da er anscheinend nicht sicher begehbar ist. Um 9 Uhr war schon ein ganzer Bus mit englischen jungen Leuten angekommen, die eine separate Fahrt um 9 Uhr hatten. 

Der Gletscher ist nur 1 km entfernt, inzwischen sind es mehr als 4 km und der ausgeschilderte Weg ist 3 km lang. Anfangs führt ein relativ gut begehbarer steiniger Weg den Berg hoch. Bald jedoch ändert sich der Weg und es wird steiniger Fels, über den man teilweise auch klettern muss. Wir fühlen uns wie durch eine karstige Mondlandschaft zu wandern und nach einiger Zeit haben wir die Anhöhe erreicht und sehen den Austerdalsvatnet, den höher gelegenen Gletschersee vor uns. Noch einige hundert Meter und wir sehen den Gletscher, der beeindruckend groß ist. Die Austerdalsisen Gletscherzunge ist nur eine von 60 Gletscherzungen des Svartisen, der der zweitgrößte Gletscher Norwegens ist. Jedes Jahr türmen sich 10 bis 15 Meter Schnee auf dem Gletscher auf, da die nahe Lage am Golfstrom immer feuchte Luft aufsteigen lässt.

Der offiziell gekennzeich-nete Weg endet und wir klettern noch einige Zeit weiter die Felsen hinauf und hinab. Da das Klettern anstrengend und das Wet-ter nieselig ist, beschließen wir, nicht die letzten 500 Meter noch bis zum Eis zu gehen, sondern kehren schon vorher um. Wie viele andere auch, zumal man auch die Zeit im Auge behalten sollte. Wir haben für die 8 km inkl. einer Mittagspause gut 3,5 Stunden gebraucht und fahren mit dem Boot um 14:30 zurück.


Regenbogen am Austerdalsisen
Regenbogen am Austerdalsisen

Nun fahren wir weiter ein Stück in Richtung unseres nächsten Wanderzieles diesmal wieder in Schweden und übernachten in Tärnaby Campingplatz. Und uns wird wieder klar, welche Entfernungen in Lappland zu überbrücken sind. Denn das nächste Ziel, Vindelfjäll liegt insgesamt 360 km entfernt, wofür wir mehr als 6 Stunden brauchen werden.